LISA BATIASHVILI, VIOLINE

Obwohl das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und Heutigen als eines der Großartigsten seiner Gattung gilt, hatte es bei seiner Uraufführung im Dezember 1806 im Theater an der Wien nur mäßigen Erfolg. „Ermüdend“ oder „überladen“ waren die Urteile der Rezensenten damals – offenbar hätte man lieber ein Konzert gehört, das die Virtuosität des Solisten hervorhob. In diesem seinem einzigen Violinkonzert verwebt Beethoven jedoch die Solostimme eng mit dem Orchesterpart, und die ersten beiden Sätze haben einen eher ruhigen Charakter. Beethoven hat das Konzert auf Bitten des jungen Geigers Franz Clement geschrieben, der er sehr schätzte. „Concerto par Clemenza pour Clement“ – „Konzert aus Mildtätigkeit für Clement“ schrieb denn auch Beethoven in seinem sarkastischen Humor auf den Titel des Manuskripts.

Es blieb den damals erst dreizehnjährigen Geiger Joseph Joachim vorbehalten, im Jahr 1844 Beethovens Violinkonzert unter dem Dirigat von Felix Mendelssohn-Bartholdy zum Erfolg zu führen. Joseph Joachim, übrigens ein lebenslanger Freund von Johannes Brahms, spielte das Werk in der Folge in mehreren europäischen Musikzentren.

Beethoven soll ja stets an einer literarischen Vorlage entlangkomponiert haben. Es ist nicht bekannt, welche dies beim Violinkonzert war. Vielleicht wissen die Künstler*innen des heutigen Abends es, oder sie spüren es, dass es etwas mit der Liebe zu tun hat. Jedenfalls stehen alle weiteren Werke des Programmes unter dem Zeichen der schönsten und kompliziertes Sache der Welt, die die Liebe ja ist.

Goethes Trauerspiel „Egmont“ erzählt von einer sehr tragischen Liebe. Der Titelheld kämpft für die Freiheit der Niederlande von der spanischen Herrschaft im 16. Jahrhundert und wird gefangengenommen. Seine Geliebte Klärchen versucht vergeblich, das Volk zu seiner Rettung aufzustacheln. Als sie erkennt, dass ihre Mühen umsonst sind, nimmt sie sich das Leben. Egmont erlebt im Gefängnis eine Vision, wird aber hingerichtet. Im Auftrag des Burgtheaters hat Beethoven die umfangreiche Schauspielmusik zu „Egmont“ geschrieben, die insgesamt zehn Nummern umfasst.

Man könnte „Egmont“ als Schwesterwerk zu Beethovens „Fidelio“ sehen, aufgrund der Entstehungszeit der Komposition wie auch der Thematik. Auch der Münchner Jörg Widmann erschafft seine Werke gerne paarweise. Er sagt über sein „Liebeslied“: „Nun…. arbeitete ich in ähnlicher Weise an einem neuen Stückpaar: über die Liebe. Ein Dichterwort, hier ein Gedichtfragment Schillers, liegt diesmal dem Orchesterstück zugrunde: Teufel Amor. Das kammermusikalische Pendant dazu ist nun dieses Liebeslied. Es ist rein instrumental und ohne verbalen Bezug. In gedrängter Form behandelt es den schon in Teufel Amor thematisierten janusköpfigen Charakter der Liebe als Paradies und Schlangengrube.“ Jörg Widmanns Musik wird international vielfach aufgeführt. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist seine Oper „Babylon“, zu der Peter Sloterdijk das Libretto verfasst hat. Als Klarinettist und Dirigent konnte sich Jörg Widmann zudem einen Namen machen.

Auch beim dritten Komponisten dieses Abends, Hector Berlioz, finden wir ein großes Interesse an der Literatur vor. Den jungen Komponisten traf ein Gastspiel einer englischen Theatertruppe, die Stücke von Shakespeare zeigte, „wie ein gewaltiger Blitzschlag“. Ins besondere die Schauspielerin Harriet Smithson beeindruckte ihn. Ihre Darstellung der Ophelia in „Hamlet“ inspirierte ihn zu seiner „Symphonie fantastique“, ihre Julia gab den Impuls zu einem der bedeutendsten Werke des Franzosen, der Chorsymphonie „Romeo et Juliette“. Wir hören daraus die zentrale „Scène d’amour“, die Liebesszene. Bei der Uraufführung 1839 war Richard Wagner zugegen, der bekannte, durch Berlioz‘ Musik entscheidende Impulse für sein Musikdrama „Tristan und Isolde“ erhalten zu haben. Später wurden Harriet Smithson und Berlioz sogar ein Ehepaar.

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Bregenzer Meisterkonzerte

Eventdatum: Montag, 24. April 2023 19:30 – 21:30

Eventort: Bregenz

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